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Vogelfütterung - aber richtig

Text: Manfred Braun, Nassau

Fotos: Anne Neidhöfer  (Alle Fotos sind urheberrechtlich geschützt)

Immer wieder wird über die Frage diskutiert: „Sollen wir Vögel im Winter oder gar im Sommer füttern oder nicht?“ Können die kleinen Tiere auch ohne Fütterung in unseren mehr und mehr milden Wintern überleben?


Man muss diese Frage sehr differenziert betrachten. Es gibt Vögel des zumeist agrarisch genutzten Offenlandes, die im Winter und leider auch im Sommer, erhebliche Probleme haben. Ist das Feld mit den technisch perfekt arbeitenden Maschinen abgeerntet, gibt es für die Offenlandarten in unserer Region kaum noch etwas zu fressen. Die Raine sind weg oder abgemäht, die Stoppeln werden direkt beseitigt und Feldlerche, Feldsperling und die früher häufige Goldammer haben größte Probleme mit dieser Intensivnutzung. Die Bestände, vor allem nun auch die der früher häufigen Goldammer, sind im Sinkflug. Verbesserung wäre mit Hilfe einer weniger intensiven Landwirtschaft möglich. Der Naturfreund kann hier schwer helfen. Am Dorfrand könnten durch offene Fütterungen, etwa mit Getreide, Feldsperling und Goldammer über die winterliche und für Körnerfresser arme Jahreszeit gebracht werden. In dichten Siedlungsgebieten oder Städten kann man diesen Arten nicht helfen.


Anders ist die Situation der Arten der Wälder und des mit Bäumen und Gebüschen bestandenen Siedlungsraumes einzuschätzen. Hier liegen die Bestände nicht am Boden. Von absterbenden Bäumen und liegendem Totholz profitierende Arten, wie Spechte, Kleiber oder Meisen, haben im Bestand sogar zugenommen.


Muss man denen auch helfen oder schaffen die Arten das über den Winter selbst?


Wenn man Futterstellen einrichtet, etwa ab Ende November bis März oder ganzjährig, sollte unbedingt der naturschutzpädagogische Aspekt eine Rolle spielen. Wo lassen sich unsere Vögel so nah und oft aus dem Wohnzimmer bei angenehmer Innentemperatur so gut beobachten?


Man kann an den Fettfuttermischungen Buntspecht, Kleiber, Kohl- und Blaumeise, seltener Hauben- oder Sumpfmeise beobachten. Andere Arten fressen am Boden das, was heruntergefallen ist. Anzuführen sind Haussperling, Buchfink, Eichelhäher, manchmal auch Rabenkrähe und Elster, sogar vereinzelt die Ringeltaube.


Sicherlich gibt es Extremwetterlagen im Winter, wo die zum Teil nur 10 Gramm wiegenden Zweibeiner froh über jede bekannte Nahrungsquelle sind. Langanhaltende Schneelagen mit tiefem Nachtfrost reduzieren die Bestände mancher Art beträchtlich. Dann werden einige gute Brutjahre benötigt, um das wieder auszugleichen.


Variabel sollte die Futterdarbietung sein. In einem Behälter können die Vögel Sonnenblumenkerne erhaschen, gut aufzuschlagen und sehr fettreich. Daneben findet man in einem weiteren Behälter Kerne von Erdnüssen, die gerne von Meisen und Spechten gefressen werden.


Und dann hier noch der Tipp von einem erfahrenden Naturfreund. Man lasse in einem Topf ein gehärtetes Pflanzenfett aus, oder auch Rindertalg. Etwas Magarine kann durchaus dabei sein. In die heiße Flüssigkeit eingemischt werden Haferflocken, Sonnenblumenkerne und, wenn vorhanden, gut das Fett aufsagende Weizenkleie. Gut im Topf durchmischen, bis kein flüssiges Fett mehr vorhanden ist. Das kommt in einen Spechtkasten, der vorne offen ist und nach Abkühlung senkrecht an einen Baum gehängt wird. Mutige bauen einen Kasten mit einer Größe von 20 cm x 20 cm und einer Tiefe/Höhe von15 cm. Das könnte den ganzen Winter über reichen. Geschickt angebracht mit guter Sicht vom Fenster des Hauses.


Und dann wird beobachtet, bestimmt und notiert, vielleicht sogar gezählt. Eine interessante Beschäftigung, vor allem auch mit Kindern, sowie an Schulen und Kindergärten.


Doch man kann den verschiedenen Vogelarten noch anders helfen. Totholzhaufen am Gartenrand anlegen, sowie Altgras-, Laub- und Reisighaufen, die von den Vögeln bei der Nahrungssuche durchwühlt werden können. Beerentragende Sträucher, wie Faulbaum, Schwarzer Holunder, Roter Hartriegel oder auch die Stechpalme sind ebenfalls zu empfehlen und gute Nahrungsquellen. Efeubeeren reifen über den Winter und sind eine tolle Nahrung im Frühjahr, etwa für Rotkehlchen, Ringeltaube und Mönchsgrasmücke.


Bringen wir Vielfalt und Unordnung in unsere Grundstücke, bauen spannende Futterkästen und beobachten und bestimmen die ankommenden Arten.


Man nennt das auch Einstieg in die Ornithologie….!

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